Bildungspolitische Zwangsehe vollzogen. Technik in der „Neuen Mittelschule“ halbiert!

Stellungnahme OUniv.Prof.MMag. Wolfgang Stifter und Univ.Ass.Mag. Robert Hübner, Leitung der Abteilung Technik & Design/ Werkerziehung an der Universität für Gestaltung Linz, zu der jüngsten Zwangsmaßnahme in der LehrerInnen-Ausbildung zur „Neuen Mittelschule“. 25. 2. 2013

Bildungspolitische Zwangsehe vollzogen.
Technik in der „Neuen Mittelschule“ halbiert!

Auslöschung der Technik in der Allgemeinbildung vorprogrammiert?

Die Österreichische Bundesregierung reagiert auf die weltweite Forderung nach mehr Technik in der Schule mit einer Zwangsverheiratung der Fächer Technisches Werken und Textiles Werken im Lehrplan der „Neuen Mittelschule“ für 10-14jährige. Diese Zwangsehe bedeutet Halbierung der Technik in der Schule und ist ab sofort auch in der Ausbildung der zukünftigen Lehrer* an den Pädagogischen Hochschulen schlagend.Mit Hochdruck arbeitet die alte Bundesregierung an der Reduktion der Technik im Fächerkanon der „Neuen Mittelschule“. Die Fachschaft an den Pädagogischen Hochschulen muss innerhalb kürzester Zeit ein Versäumnis der Regierung ausbügeln, die ohne Überlegungen zum zukünftigen gemeinsamen Lehrplan zwei Fächer im Handumdrehen in ein Fach verwandelt und die Lehrplaninhalte einfach addiert hat. Es werden nun separat an jeder Pädagogischen Hochschule eigene Studienpläne ausgearbeitet, die die Zukunft der Lehrer*bildung in einem „neuen“ Fach „Technisches und Textiles Werken“ regeln sollen.
Wer also an Pädagogischen Hochschulen das Fach „Technisches Werken“ studieren wollte, wird ab sofort zur Ausbildung in „Technisches und Textiles Werken“ zwangsverpflichtet. Das heißt, halb soviel Zeit für die Fachausbildung zum Technik-Lehrer* (1,5 Jahre!!! oder 18 ECTS statt vorher 36 ECTS). Dafür müssen die zukünftigen Technik-Lehrer* zwangsweise die Hälfte ihrer Studienzeit mit der Ausbildung zum Textil-Lehrer* verbringen und umgekehrt.
Die wahre Katastrophe steckt aber nicht allein in der Halbierung der Inhalte für unsere zukünftigen „Neuen Mittelschüler*“ und in der Halbierung der fachlichen Ausbildung unserer zukünftigen Lehrer*. Echte Endzeitstimmung kommt auf, wenn man von ersten Reaktionen der aktuellen PH-Studenten* erfährt und die Aussichten auf zukünftige Studienanfänger* für dieses „neue“ Schulfach erahnt. Berichte reichen von „wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ein anderes Fach gewählt“ bis hin zu „Uns brechen die Studienanfänger* weg!“
Die Technik als Inhalt der Allgemeinbildung wird also systematisch einer bildungs-evolutionären Erosion geopfert: die Zahl der „Freiwilligen“ zur Lehrer*ausbildung für ein Fach „Technisches und Textiles Werken“ (unter diesen Umständen) wird dramatisch einbrechen. Gleichzeitig werden die nicht ganz so freiwilligen Schüler* der so genannten „Neuen Mittelschule“ in ein Fach „Technisches und Textiles Werken“ gezwungen, wodurch die Bildungsinhalte des Bereichs Technik halbiert sind. Und das zu einer Zeit, in der die ganze Welt nach mehr Technik in der Bildung schreit, und der gesamte Arbeitsmarkt nach Technikern und Technikerinnen lechzt.

*zu ergänzen mit der jew. weiblichen Schreibform (-in/ -innen)

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